Mittwoch, 14. Oktober 2015

Frankfurter Stadtgeflüster: Zum Heurigen im Restaurant "Lohninger" in Sachsenhausen


In ein paar Wochen gehen der Lieblingsmann und ich wieder auf große Fahrt. Die Vorfreude ist groß, die Tage werden heruntergezählt und in Gedanken packe ich schon mal den großen Koffer mit kurzen Hosen, Kleidern und vielen vielen Büchern für unsere Reise. Gerade wenn man etwas so herbeisehnt wie den großen Urlaub könnten die Tage für mich viel schneller vergehen, so groß ist die Vorfreude auf neue Länder und Städte, die es zu entdecken gilt.




Am Wochenende unternahmen wir daher einen Kurztrip nach Österreich. Das lag am vergangenen Samstag gerade mal eine halbe Stunde entfernt von der Heimat, mitten in Frankfurt-Sachsenhausen: im Lohninger auf der Schweizer Straße wurde zum Heurigen geladen. Schon als wir das von außen recht unscheinbar wirkende Restaurant betraten, begrüßte uns zünftige Wiener Musik und wir konnten beim Gang zu unserem Tisch bereits einen Blick auf das Jausen-Buffet werfen, das ganz unkompliziert auf der Theke aufgebaut wurde. Das Lokal war gut gefüllt, einige Gäste erschienen sogar in österreichischer Tracht, was den Heurigen gleich noch authentischer machte. An gemütlichen Holztischen wurde uns dann zum Wiener Wein ein kleiner Gruß aus der Küche, ein Portobello Gulasch mit Pinienkern Schaum serviert. Dazu gab es eine Liptauer Käsecreme und Hanfbutter mit frischem knusprigen Bauernbrot und Kartoffel-Maisbrot aus der Holzschaufel (Memo an mich: ich brauche unbedingt so eine Schaufel!).





Danach durften wir uns am Jausen-Buffet nach Herzenslust bedienen. Paul und Erika, Koch und Serviceleitung und gleichzeitig die Eltern des Küchenchefs Mario Lohninger, der leider krankheitsbedingt verhindert war, warteten bereits auf uns, um die allesamt hausgemachten Spezialitäten anzureichen. Es gab Kalbstafelspitzsülze mit sauren Essigzwiebeln, hausgemachte Blunz’n mit Kren, hausgeräucherten Speck und Bergkäse, Kartoffelsalat, Krautsalat, Gurkensalat und Laugenstangerl. Bei Blunz’n handelt es sich übrigens um Blutwurst, die ich mir von Paul ganz todesmutig auf meinen Teller laden ließ. Selbst diese war hausgemacht und so musste ich sie einfach auch probieren - zusammen mit dem würzigen Kren, den man bei uns einfach Meerrettich nennt, wirklich sehr lecker. Allein am Jausen-Buffet hätte man sich schon satt essen können, doch es sollte noch besser kommen.





Am Tisch servierte uns der zurückhaltende, sehr aufmerksame Service – natürlich in Tracht – als nächstes Wiener Backhend‘l. Die Panade kross, das Hähnchenfleisch herrlich zart. Wer am Samstag Mittag zwischen all der österreichischen Tracht und mit der zünftigen Musik im Ohr noch nicht im Alpenland angekommen war, träumte sich spätestens jetzt zum Heurigen in einen der 23. Wiener Bezirke. Nach dem Hend’l ist bekanntlich vor dem Knödel und so durften wir als nächstes einen Tiroler Speckknödel auf Sauerkraut probieren. Es wird Euch nicht überraschen, dass auch der super lecker war. Man bekommt zunächst jeweils eine Portion jedes Gerichtes serviert, kann aber auch jederzeit einen Nachschlag verlangen.






Auf einmal ging ein Raunen durch den Gastraum: der Zander unter der Salzkruste! Ein sympathischer Koch präsentierte jedem Gast das Prachtstück von Fisch, das unseren Gaumen gleich zusammen mit ungarischer Paprikasoße und Kipfler Erdäpfel Püree verwöhnen sollte. Ich liebe salzigen Fisch und dieser war gemeinsam mit der kräftigen Soße und dem zarten Püree einfach ein Genuss. Mehr davon!



Als hätten sie mich in der Küche gehört, wurde nun als letzter Hauptgang der Bio Schwein’s Brat’l mit Krautsalat und Polentaknödel in Majoransaft zu den Gästen getragen. Ich esse normalerweise nie die Schwarte am Fleisch, aber diese hier war so knusprig und geschmackvoll – da hat der Lieblingsmann umsonst auf mein Stück Schwarte gelunzt, die gehörte alleine mir.





Während wir noch mit vollem Magen diskutierten, was uns nun am allerbesten geschmeckt hätte, schlich sich unsere Bedienung schon mit den warmen Apfelrad’l mit Veltliner Zabaione heran. Ein kleiner Desserttraum! Wahrscheinlich das absolute Highlight des Heurigen war der Kaiserschmarrn, der zuletzt mit hausgemachtem Vanilleeis und Kompott in einer gusseisernen Pfanne am Tisch serviert wurde. Wahrscheinlich, weil wir diesen österreichischen Klassiker leider nicht mehr erlebt haben, da ich pünktlich einen anderen Termin erreichen wollte. Wir werden also nicht darum herumkommen, uns nochmals einen Tisch zum Heurigen im Lohninger zu sichern, um den Kaiserschmarrn probieren zu können. Und um nochmals den Zander zu essen. Und das Backhend’l  - die Speckknödel – die Brettljause. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, was das Leckerste war.




Was mich begeistert hat an diesem Heurigen war nicht nur die herausragende Qualität der Speisen, sondern auch die Herzlichkeit des Personals – allen voran Mutter Erika, die freudestrahlend jeden Gast im Lokal per Handschlag begrüßte – und die Rund-Um-Gestaltung des Restaurants. Man vergisst, dass draußen auf der Straße in Frankfurt der Einkaufstrubel tobt, sondern fühlt sich wie als wäre man mitten in einem Wiener Heurigen – immer mit einer fröhlichen Jodelmelodie im Ohr und einem kühlen Weißwein in der Hand.



Der Heurigen im Lohninger findet Samstags von 12 bis 15 Uhr statt. Der nächste Termin ist für Februar 2016 geplant. Zum Preis von € 39,-- pro Person exklusive Getränke dürft Ihr Euch durch alle österreichischen Spezialitäten schlemmen. Die fröhliche Stimmung ist inklusive. Übrigens sind einige Speisen wie z.B. der Kaiserschmarrn und auch das Kartoffel-Mais-Brot glutenfrei. Der Küchenchef selbst leidet unter einer Glutenunverträglichkeit, so dass er hier mit glutenfreien Varianten Abhilfe geschaffen hat. Einfach beim Service nach glutenfreien Gerichten fragen!
Wer nicht bis zum nächsten Heurigen warten möchte, findet im Familienbetrieb der Lohningers auf der Menükarte stets Gerichte aus deren österreichischen Heimat als auch euro-asiatisch inspirierte Speisen. Auf lohninger.de sind die aktuellen Menüs und zu gegebener Zeit auch die nächsten Heurigen-Termine zu sehen.



Ich sage nochmals Danke an Janine Kremer und Susanne Bracke von Gourmet Connection, die uns diesen wunderbaren Kurzurlaub nach Österreich ermöglichten. Es war ein Genuss!

Alles Liebe aus Österreich Hessen,
Julia

2 Kommentare:

  1. Einfach immer wieder herrlich wie du selbst Dinge wie Restaurantbesuche, Mneüs etc. beschreibst.... man könnte meinen, man sei selber vor Ort gewesen und habe den Bergkäse etc. gekostet. :)

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    1. Das ist so ein lieber Kommentar! DANKE! Ich hab mich sehr darüber gefreut. Und genauso soll es sein... Knutscher!

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