In ein paar Wochen gehen der Lieblingsmann und ich wieder auf große Fahrt. Die Vorfreude ist groß, die Tage werden heruntergezählt und in Gedanken packe ich schon mal den großen Koffer mit kurzen Hosen, Kleidern und vielen vielen Büchern für unsere Reise. Gerade wenn man etwas so herbeisehnt wie den großen Urlaub könnten die Tage für mich viel schneller vergehen, so groß ist die Vorfreude auf neue Länder und Städte, die es zu entdecken gilt.
Am Wochenende unternahmen wir
daher einen Kurztrip nach Österreich. Das lag am vergangenen Samstag gerade mal
eine halbe Stunde entfernt von der Heimat, mitten in Frankfurt-Sachsenhausen: im Lohninger auf der Schweizer Straße wurde zum Heurigen geladen. Schon als wir das von
außen recht unscheinbar wirkende Restaurant betraten, begrüßte uns zünftige
Wiener Musik und wir konnten beim Gang zu unserem Tisch bereits einen Blick auf
das Jausen-Buffet werfen, das ganz unkompliziert auf der Theke aufgebaut wurde.
Das Lokal war gut gefüllt, einige Gäste erschienen sogar in österreichischer
Tracht, was den Heurigen gleich noch authentischer machte. An gemütlichen
Holztischen wurde uns dann zum Wiener Wein ein kleiner Gruß aus der Küche, ein
Portobello Gulasch mit Pinienkern Schaum serviert. Dazu gab es eine Liptauer Käsecreme
und Hanfbutter mit frischem knusprigen Bauernbrot und Kartoffel-Maisbrot aus
der Holzschaufel (Memo an mich: ich brauche unbedingt so eine Schaufel!).
Danach durften wir uns am
Jausen-Buffet nach Herzenslust bedienen. Paul und Erika, Koch und Serviceleitung
und gleichzeitig die Eltern des Küchenchefs Mario Lohninger, der leider
krankheitsbedingt verhindert war, warteten bereits auf uns, um die allesamt
hausgemachten Spezialitäten anzureichen. Es gab Kalbstafelspitzsülze mit sauren
Essigzwiebeln, hausgemachte Blunz’n mit Kren, hausgeräucherten Speck und
Bergkäse, Kartoffelsalat, Krautsalat, Gurkensalat und Laugenstangerl. Bei
Blunz’n handelt es sich übrigens um Blutwurst, die ich mir von Paul ganz
todesmutig auf meinen Teller laden ließ. Selbst diese war hausgemacht und so
musste ich sie einfach auch probieren - zusammen mit dem würzigen Kren, den man
bei uns einfach Meerrettich nennt, wirklich sehr lecker. Allein am
Jausen-Buffet hätte man sich schon satt essen können, doch es sollte noch
besser kommen.
Am Tisch servierte uns der
zurückhaltende, sehr aufmerksame Service – natürlich in Tracht – als nächstes
Wiener Backhend‘l. Die Panade kross, das Hähnchenfleisch herrlich zart. Wer am
Samstag Mittag zwischen all der österreichischen Tracht und mit der zünftigen
Musik im Ohr noch nicht im Alpenland angekommen war, träumte sich spätestens
jetzt zum Heurigen in einen der 23. Wiener Bezirke. Nach dem Hend’l ist
bekanntlich vor dem Knödel und so durften wir als nächstes einen Tiroler
Speckknödel auf Sauerkraut probieren. Es wird Euch nicht überraschen, dass auch
der super lecker war. Man bekommt zunächst jeweils eine Portion jedes Gerichtes
serviert, kann aber auch jederzeit einen Nachschlag verlangen.
Auf einmal ging ein Raunen durch
den Gastraum: der Zander unter der Salzkruste! Ein sympathischer Koch
präsentierte jedem Gast das Prachtstück von Fisch, das unseren Gaumen gleich
zusammen mit ungarischer Paprikasoße und Kipfler Erdäpfel Püree verwöhnen
sollte. Ich liebe salzigen Fisch und dieser war gemeinsam mit der kräftigen
Soße und dem zarten Püree einfach ein Genuss. Mehr davon!
Als hätten sie mich in der Küche
gehört, wurde nun als letzter Hauptgang der Bio Schwein’s Brat’l mit Krautsalat
und Polentaknödel in Majoransaft zu den Gästen getragen. Ich esse normalerweise
nie die Schwarte am Fleisch, aber diese hier war so knusprig und geschmackvoll
– da hat der Lieblingsmann umsonst auf mein Stück Schwarte gelunzt, die gehörte
alleine mir.
Während wir noch mit vollem Magen
diskutierten, was uns nun am allerbesten geschmeckt hätte, schlich sich unsere
Bedienung schon mit den warmen Apfelrad’l mit Veltliner Zabaione heran. Ein
kleiner Desserttraum! Wahrscheinlich das absolute Highlight des Heurigen war
der Kaiserschmarrn, der zuletzt mit hausgemachtem Vanilleeis und Kompott in
einer gusseisernen Pfanne am Tisch serviert wurde. Wahrscheinlich, weil wir
diesen österreichischen Klassiker leider nicht mehr erlebt haben, da ich
pünktlich einen anderen Termin erreichen wollte. Wir werden also nicht darum
herumkommen, uns nochmals einen Tisch zum Heurigen im Lohninger zu sichern, um
den Kaiserschmarrn probieren zu können. Und um nochmals den Zander zu essen.
Und das Backhend’l - die Speckknödel –
die Brettljause. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, was das Leckerste
war.
Was mich begeistert hat an diesem
Heurigen war nicht nur die herausragende Qualität der Speisen, sondern auch die
Herzlichkeit des Personals – allen voran Mutter Erika, die freudestrahlend
jeden Gast im Lokal per Handschlag begrüßte – und die Rund-Um-Gestaltung des
Restaurants. Man vergisst, dass draußen auf der Straße in Frankfurt der
Einkaufstrubel tobt, sondern fühlt sich wie als wäre man mitten in einem Wiener
Heurigen – immer mit einer fröhlichen Jodelmelodie im Ohr und einem kühlen
Weißwein in der Hand.
Der Heurigen im Lohninger findet
Samstags von 12 bis 15 Uhr statt. Der nächste Termin ist für Februar 2016
geplant. Zum Preis von € 39,-- pro Person exklusive Getränke dürft Ihr Euch durch
alle österreichischen Spezialitäten schlemmen. Die fröhliche Stimmung ist
inklusive. Übrigens sind einige Speisen wie z.B. der Kaiserschmarrn und auch das Kartoffel-Mais-Brot glutenfrei. Der Küchenchef selbst leidet unter einer Glutenunverträglichkeit, so dass er hier mit glutenfreien Varianten Abhilfe geschaffen hat. Einfach beim Service nach glutenfreien Gerichten fragen!
Wer nicht bis zum nächsten Heurigen warten möchte, findet im Familienbetrieb der Lohningers auf der Menükarte stets Gerichte aus deren österreichischen Heimat als auch euro-asiatisch inspirierte Speisen. Auf lohninger.de sind die aktuellen Menüs und zu gegebener Zeit auch die nächsten Heurigen-Termine zu sehen.
Ich sage nochmals Danke an Janine
Kremer und Susanne Bracke von Gourmet Connection, die uns diesen wunderbaren
Kurzurlaub nach Österreich ermöglichten. Es war ein Genuss!
Alles Liebe ausÖsterreich Hessen,
Julia
Alles Liebe aus
Julia
Einfach immer wieder herrlich wie du selbst Dinge wie Restaurantbesuche, Mneüs etc. beschreibst.... man könnte meinen, man sei selber vor Ort gewesen und habe den Bergkäse etc. gekostet. :)
AntwortenLöschenDas ist so ein lieber Kommentar! DANKE! Ich hab mich sehr darüber gefreut. Und genauso soll es sein... Knutscher!
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